Das Deckengemälde der Martinskirche


Die spätmittelalterlichen Deckenmalereien der Martinskirche Im Saarland sind nur drei weitere Kirchen mit mittelalterlicher Ausmalung erhalten.

Dies sind die Deckenmalerei im Langhaus der Basilika in St. Wendel, die 1979 restaurierten Malereien im Chor von St. Jakobus in Keßlingen bei Orscholz und die 1954 gesicherte Chorausmalung in St. Martin in Medelsheim (die heutige Sakristei). Vergleichbar wären aber auch die Malereien in der evangelischen Martinskirche in Großbundenbach und in der Pfarrkirche St. Martin im lothringischen Sillegny nahe Metz.

Erst am 28. Juni 1956 waren die Deckengemälde in der Köllner Martinskirche entdeckt worden. Dass sie relativ gut erhalten sind, verdanken sie wohl einer frühen Übertünchung, womöglich im Zusammenhang der Réunion. Der Historiker Hanns Klein wies 1986 die Malereien in der Köllner Martinskirche dem wiederentdeckten Saarbrücker Maler Jost Haller zu, der 1450 in den Amtsrechnungen der Burg Bucherbach im Köllertal Erwähnung findet. Gudula Overmeyer aber kommt aufgrund stilistischer Untersuchungen zu der Ansicht, dass Jost Haller ausscheiden muß. In Kölln "fehlt die Liebe zu den Details. Es gibt keine Natur aus Bäumen, Blumen, Felsen usw., es gibt keine Landschaft, die sich in die Tiefe erstreckt. Im Gegensatz zu Jost Haller interessierte den Maler von Kölln nicht der naturalistische Bildaufbau, auch nicht eine zusammenhängende Erzählform." Die additiv ergänzten Szenen stehen in einem undefinierbaren Raum nebeneinander. Gudula Overmeyer kommt vielmehr zu der Einsicht, dass graphische Vorlagen, Skizzen- oder Musterbücher Grundlage der Köllner Malereien sein könnten. Der Entwurf stammt womöglich vom Auftraggeber, dem Abt von Wadgassen; darnach hatte eine Werkstatt den Auftrag auszuführen, was die verschiedenen Stile und Fertigkeiten erklären könnte.

Der Chorbogen zeigt Szenen aus dem Leben des hl. Martin von Tours, des Patrons der Kirche. Diese scheinen einer früheren Ausmalungsperiode zuzugehören als die im übrigen Chor. Das interessanteste Bild zeigt die Schenkung der Martinskirche an Abt Reiner von Wadgassen durch Graf Simon von Saarbrücken: Der Heilige nimmt von Simon die Urkunde entgegen und übergibt ihm das Schwert, während er dem Abt den Hirtenstab reicht.

Die Ausmalung des Chorraums ist von der Mitte her (zwischen den beiden Schlusssteinen) zu lesen: Es ist das Jüngste Gericht, der Triumph der Leidenswerkzeuge Christi, die Kirchenväter Hieronymus (Kardinalspurpur) und Augustinus, die Symbole der Evangelisten (Lukas = Stier, Markus = Löwe) und ein Symbol für Himmel und Erde (konzentrische Kreise für die Planetenbahnen, unterlegt mit den vier Farben der Urelemente Wasser, Erde, Luft, Feuer). Zur Linken Christi sieht man die Höllenfahrt der Unseligen, zur Rechten Reste des Himmel mit dem Erzengel Michael und (vermutlich) St. Petrus.

 




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